Eduard Hamm

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Der Jurist Dr. Eduard Hamm (16. Oktober 1879 in Passau — 23. September 1944 in Berlin) war auch als Politiker (DDP) aktiv und ein Gegner und Opfer des Nationalsozialismus. Er wurde von der Gestapo vermutlich 1944 entweder ermordet oder in den Tod getrieben. Nach einer Karriere in Bayern wurde er in der ersten Zeit als demokratische Republik - Weimarer Republik - in Berlin vorübergehend Wirtschaftsminister-

Nach dem Jura-Examen an der LMU trat Hamm in den bayerischen Staatsdienst ein und war seit 1906 zunächst als Hilfsarbeiter im bayerischen Justizministerium tätig, arbeitete dann als Dritter Staatsanwalt am Landgericht München II, 1908/09 als Rechtsrat in Lindau im Bodensee sowie als Assessor im Bezirksamt Memmingen tätig.

1911 wurde er ins bayerische Staatsministerium des Innern berufen und 1916 von diesem als Vorstandsmitglied in die Zentral-Einkaufsgesellschaft abgeordnet. In der Folgezeit war er als Rat im Berliner Kriegsernährungsamt tätig, bis er 1917 ins bayerische Innenministerium zurückkehrte. Anfang 1918 wurde er Legationsrat in der Handelsabteilung des Bayerischen Ministeriums des Äußern.


Nach der 1918er Novemberrevolution und dem Ende der Münchner Räterepublik gehörte Hamm vom 15. Juli bis zum 14. Oktober 1920 dem Bayerischen Landtag an. Sein Landtagsmandat legte er nieder, nachdem er bei der Reichstagswahl im Juni 1920 in den Deutschen Reichstag gewählt worden war, dessen Mitglied er bis 1924 war.


Vom 31. Mai 1919 bis zum 24. Juli 1922 war Hamm Minister für Handel, Industrie und Gewerbe in den von den Ministerpräsidenten Hoffmann, von Kahr und Lerchenfeld-Köfering geführten Regierungen des Freistaates Bayern.

1922/1923 wurde er Staatssekretär in der Reichskanzlei unter Wilhelm Cuno und vom 30. November 1923 bis zum 15. Januar 1925 schließlich Reichswirtschaftsminister unter Reichskanzler Wilhelm Marx.


Nach seinem Ausscheiden aus der Reichsregierung war Hamm von 1925 bis 1933 geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Deutschen Industrie- und Handelstages, Mitglied des Vorläufigen Reichswirtschaftsrates und Herausgeber der Deutschen Wirtschaftszeitung, in der er unter anderem das Wirtschaftsprogramm der NSDAP kritisierte.

Schon 1920/1921 hatte Hamm im bayerischen Kabinett die „antisemitische Hetze“ der Nationalsozialisten angeprangert und ein Verbot des Völkischen Beobachters beantragt.

Nach der gewaltsamen Machtübernahme des NS-Regimes wurde Hamm 1933 in den Ruhestand versetzt. Er zog sich aus dem aktiven politischen Leben zurück, lebte in Reit im Winkel und war in den Folgejahren als Rechtsanwalt in Berlin und München tätig.


Seine Kontakte pflegte er weiterhin, vor allem zum Widerstandskreis um Otto Geßler, Franz Sperr und Carl Friedrich Goerdeler. Für den Fall eines Umsturzes war er im Schattenkabinett Beck/Goerdeler als Landesverweser für Bayern vorgesehen.

Nach dem Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 wurde Hamm im Zuge der Gestapo-Aktion „Gitter“ am 2. September von der Gestapo verhaftet und in das Gefängnis Lehrter Straße verschleppt, wo er unter bis heute ungeklärten Umständen zu Tode kam.

Grab, Ehrungen

Er ist auf dem Münchner Waldfriedhof beigesetzt; sein Grab wurde von Oberbürgermeister Christian Ude zum Ehrengrab erklärt.

  • Die Universität Erlangen verlieh Hamm 1927 die Ehrendoktorwürde.
  • Seit 1992 erinnert in Berlin in der Nähe des Reichstagsgebäudes eine der 96 Gedenktafeln für von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete an ihn.
  • Am 23. September 2011 wurde Eduard Hamm durch die Gemeinde Reit im Winkl im Ortsteil Oberbichl unweit seines früheren Hofes ein Gedenkstein gesetzt.[1]
  • 2014 benannte der Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel am 70. Todestag Eduard Hamms die Bibliothek seines Ministeriums nach seinem Vorgänger im Amt.[2] Aufschrift der Gedenktafel im Bundeswirtschaftministerium:

„Dr. h.c. Eduard Hamm, * 16. Oktober 1879 in Passau, † 23. September 1944 in Berlin, Reichswirtschaftsminister vom 30. November 1923 bis zum 15. Januar 1925 in der Weimarer Republik, bedeutender Wirtschaftspolitiker und unerschütterlicher Verfechter einer sozialen und liberalen Demokratie. Reichstagsabgeordneter der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) von 1920 bis 1924. Eduard Hamm warnte früh vor der nationalsozialistischen Hetze. 1933 entfernten ihn die Nationalsozialisten aus dem Staatsdienst. Wegen der Beteiligung an der Verschwörung gegen Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und verlor unter bis heute ungeklärten Umständen während der Verhöre in der Gestapo-Haft sein Leben. Eduard Hamm starb für seine demokratische und liberale Überzeugung.“

  • Am 14. Oktober 2016 wurde in der Passauer Bahnhofstraße 10 eine Gedenktafel für Eduard Hamm enthüllt.[3]
  • In Passau ist die Eduard-Hamm-Straße nach ihm benannt, ebenso die Hammstraße in München.

Daten, Weblinks

16. Oktober 1879 in Passau — 23. September 1944 in Berlin

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Das Thema "Eduard Hamm" ist aufgrund seiner überregionalen Bedeutung auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten.
Die Seite ist über diesen Link aufrufbar: Eduard Hamm.
  1. Oberbayerisches Volksblatt, Ausgabe Chiemgau, 27. September 2011: Eduard Hamm starb vor 67 Jahren. Erinnerung an einen Nazi-Gegner
  2. BMWi, Pressemitteilung, 24. September 2014: [1]