1918 - geprägt von Kriegselend und Revolution - beim Rückblick auf das Jahr wird im normalen Geschichtsunterricht oft eine tödliche Gefahr ausgeblendet, die als Kriegsfolge damals ganz viele Menschen in der Zivilbevölkerung bedrohte: die Spanische Grippe


  • Zitat aus der Chronik: 17. Oktober: Die Grippe nimmt in München von Tag zu Tag an Ausdehnung zu. Besonders stark ist die Steigerung der Grippefälle in den Schulen; die Zahl der erkrankten Schulkiinder beträgt bereits über 5.300." Bis zum Ende Oktober zählte man in München 389 Grippe-Tote.


Durch die Kombination mit dem Nahrungsmittel-Mangel, dem jahreszeitlich normalen Anstieg der Erkältungen wurde die Gefährlichkeit dieser die Lungen in Mitleidenschaft ziehende akuten Erkrankung unterschätzt. Und es gab ja noch keine Antibiotika-Therapie. Erst Jahre später wird man wissen, dass diese Epidemie in absoluten Zahlen mit dem Ausbruch der Pest von 1348 vergleichbar ist.

Erste Welle in den USA und England

Die These, dass es zu den ersten virulenten Grippeausbrüchen in den USA kam und sie von dort aus durch Truppenbewegungen weltweit verbreitet wurde, ist erst in den 1970er Jahren durch den australischen Medizin-Nobelpreisträger Frank Macfarlane Burnet aufgestellt worden. Zum Jahresanfang 1918 behandelte der Landarzt Loring Miner zahlreiche Patienten, deren Grippesymptome das bisher Bekannte an Heftigkeit erheblich übertrafen. Den Krankheitsverlauf schilderte Miner als rasend schnell und gelegentlich tödlich.. Belegt ist, dass mindestens drei Personen aus Haskell County Ende Februar in das US-Army-Ausbildungslager Camp Funston eingezogen wurden. Am 4. März erkrankte ein Koch an der Grippe, drei Wochen später waren in dem Ausbildungslager, in dem sich durchschnittlich 56.000 Rekruten befanden, 1100 Schwerkranke und 38 Todesfälle zu beklagen. Die Soldaten bezeichneten die Erkrankung als three-day fever oder knock-me-down fever. Von dem Ausbildungslager breitete sich die Krankheit sehr schnell weiter aus. Todesfälle waren meist bei zusätzlicher Komplikation einer Lungenentzündung durch die Grippeviren beziehungsweise durch bakterielle Superinfektionen zurückzuführen. In den beengten Verhältnissen der amerikanischen Ausbildungslager erkrankten bis zu 90 Prozent der dort versammelten Männer. Die Krankheit griff außerdem, ausgehend von den Lagern, auf die Zivilbevölkerung über. In den Ford-Werken in Detroit fielen im Frühjahr zeitweise bis zu 1000 Arbeiter wegen einer Erkrankung an der Grippe aus. Mit den US-amerikanischen Truppentransportern gelangte die Krankheit offenbar nach Frankreich. Bald waren Truppenteile auf beiden Seiten der Front nicht mehr einsatzfähig.

Literatur

  • Harald Salfellner: Die Spanische Grippe. Eine Geschichte der Pandemie von 1918. Vitalis, Prag, 2018. ISBN 978-3-89919-510-1
  • Laura Spinney: 1918 – Die Welt im Fieber: Wie die Spanische Grippe die Gesellschaft veränderte. Hanser, München, 2018. ISBN 978-3-446-25848-8
  • Manfred Vasold: Die Spanische Grippe. Die Seuche und der Erste Weltkrieg. Primus, Darmstadt 2009. ISBN 978-3-89678-394-3

Rundfunkbericht

Weblinks

Das Thema "Spanische Grippe" ist auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten unter: Spanische Grippe.