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Der '''Schmied von Kochel''' ist eine Gestalt aus der bayerischen Sage, die heute, vor allem in Oberbayern, als Volksheld angesehen wird. Nach der Legende soll er | Der '''Schmied von Kochel''' ist eine Gestalt aus der bayerischen Sage, die heute, vor allem in Oberbayern, als Volksheld angesehen wird. Nach der Legende soll er Soldat in den [[Türkenkrieg]]en ([[Zweite Wiener Türkenbelagerung]]) gewesen sein. Nur mit einer Stange bewaffnet, soll er das Stadttor von Belgrad eingerammt haben. Eine vom Kurfürsten angebotene Belohnung für seine Heldentaten hatte der Schmied abgelehnt. | ||
Während der Besetzung [[Kurfürstentum | Während der Besetzung [[Kurfürstentum|Bayerns]] durch kaiserliche Truppen des Habsburgers Joseph I. im Spanischen Erbfolgekrieg soll er einer der Anführer des [[Bayerische Volkserhebung|Bauernaufstandes]] gewesen sein, der in der [[Sendlinger Mordweihnacht]] ([[1705]]) gipfelte. Literarisch wird der Schmied von [[Kochel am See|Kochel]] zu dieser Zeit als über 70-jähriger Mann von großer Statur und Kraft beschrieben. Für den Aufstand soll er sich eine über einen Zentner schwere, mit Nägeln gespickte Keule gefertigt haben. Am Abend des Massakers bei der [[Alte Pfarrkirche St. Margaret|alten Sendlinger Pfarrkirche]] kämpfte der Schmied in den Reihen der Aufständischen gegen die Besatzer und soll - heroisch - als letzter Mann gefallen sein. | ||
[[Bild:Schmiedvonkochelsendling2010a.jpg|300px|thumb|Der [[Schmied von Kochel Denkmal|Schmied als Darstellung einer Volkserhebung]], Sendling ]] | [[Bild:Schmiedvonkochelsendling2010a.jpg|300px|thumb|Der [[Schmied von Kochel Denkmal|Schmied als Darstellung einer Volkserhebung]], Sendling ]] | ||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
Historische Forschungen haben ergeben, dass es sich beim Schmied von Kochel mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um eine echte Person, sondern nur um eine Legende handelt, die geschaffen wurde, um die Niederlage erträglicher zu machen. Als Vorname des Schmieds wird ''Balthasar'' genannt, als Nachname wahlweise ''Mayer'' oder ''Riesenberger''. Einen ''Balthasar Mayer'' (* 6. Januar 1644 in | |||
Ein nachweislicher Teilnehmer der Schlacht in Sendling war der Schmied ''Balthasar Riesenberger'' (* in Bach bei Holzolling, heute Gemeinde [[Weyarn]]). Dieser konnte jedoch auch nicht als Schmied in Kochel belegt werden. Gegen die Kochel-Hypothese spricht auch, dass der Gerichtsbezirk [[Murnau am Staffelsee|Murnau]], zu dem Kochel damals gehörte, gar nicht am Oberländer Aufstand teilnahm. Im Gedenken an die | Historische Forschungen haben ergeben, dass es sich beim Schmied von Kochel mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um eine echte Person, sondern nur um eine Legende handelt, die geschaffen wurde, um die Niederlage erträglicher zu machen. Als Vorname des Schmieds wird ''Balthasar'' genannt, als Nachname wahlweise ''Mayer'' oder ''Riesenberger''. Einen ''Balthasar Mayer'' (* 6. Januar 1644 in Waakirchen) gab es tatsächlich, als Schmied in Kochel ist diese Person jedoch nicht belegt. <br /> | ||
Ein nachweislicher Teilnehmer der Schlacht in Sendling war der Schmied ''Balthasar Riesenberger'' (* in Bach bei Holzolling, heute Gemeinde [[Weyarn]]). Dieser konnte jedoch auch nicht als Schmied in Kochel belegt werden. Gegen die Kochel-Hypothese spricht auch, dass der Gerichtsbezirk [[Murnau am Staffelsee|Murnau]], zu dem Kochel damals gehörte, gar nicht am Oberländer Aufstand teilnahm. Im Gedenken an die Sendlinger Mordweihnacht und den Schmied von Kochel finden in Bayern regelmäßig Festspiele und Veranstaltungen zu diesem Thema statt. | |||
== Der Schmied von Kochel in der Kunst == | == Der Schmied von Kochel in der Kunst == | ||
=== Theater === | === Theater === | ||
Im Jahr [[1851]] wurde der Dreiakter ''Schmied von Kochel'' des Münchner Autors Felix Prüller uraufgeführt. Mit 51 Vorstellungen wurde das Stück ein großer Erfolg. Prüller überarbeitete es noch zweimal unter den Titeln ''Die Christnacht in München im Jahre 1705'' und ''Die beiden Hafner, Vater und Sohn''. | Im Jahr [[1851]] wurde der Dreiakter ''Schmied von Kochel'' des Münchner Autors Felix Prüller uraufgeführt. Mit 51 Vorstellungen wurde das Stück ein großer Erfolg. Prüller überarbeitete es noch zweimal unter den Titeln ''Die Christnacht in München im Jahre 1705'' und ''Die beiden Hafner, Vater und Sohn''. | ||
Die Prüllerschen Werke gerieten später in Vergessenheit, erst 1873 wurde der Stoff von Michael Schuster, einem Schreiner aus [[Benediktbeuern]], wieder aufgenommen. Sein ''Der Schmied von Kochel'' wurde als ''Glasschuster''-Stück bekannt und [[1874]] uraufgeführt. Nach weiteren Vorstellung in | Die Prüllerschen Werke gerieten später in Vergessenheit, erst 1873 wurde der Stoff von Michael Schuster, einem Schreiner aus [[Benediktbeuern]], wieder aufgenommen. Sein ''Der Schmied von Kochel'' wurde als ''Glasschuster''-Stück bekannt und [[1874]] uraufgeführt. Nach weiteren Vorstellung in Kochel am See 1883 und 1884 bildete sich in Kochel eine Gruppe Laienschauspieler, die sich die Erzählung der Geschichte des Schmieds von Kochel auf die Fahnen schrieben. In den Jahren 1898, 1899 und 1900 wurde das Stück über 50 mal aufgeführt. Die Einnahmen wurden für die Errichtung des Schmied-von-Kochel-Denkmals auf dem Kocheler Dorfplatz (eingeweiht am 27. Mai 1900) verwendet. | ||
Vom damaligen Zeitgeist getragen entstanden um die Thematik noch andere Dramen, so ein Fünfakter des Tölzer Historikers Prof. [[Johann Nepomuk Sepp]] oder das Drama ''Lieber bayerisch sterben'' in drei Akten von Frey Karl und Hagen Wilhelm, die aber nicht aufgeführt wurden. | Vom damaligen Zeitgeist getragen entstanden um die Thematik noch andere Dramen, so ein Fünfakter des Tölzer Historikers Prof. [[Johann Nepomuk Sepp]] oder das Drama ''Lieber bayerisch sterben'' in drei Akten von Frey Karl und Hagen Wilhelm, die aber nicht aufgeführt wurden. | ||
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=== Bildhauerei === | === Bildhauerei === | ||
Denkmäler für den Schmied von Kochel stehen auf dem Dorfplatz von | |||
Bei der Kocheler Skulptur handelt es sich um eine überlebensgroße Gusseisen-Statue auf einem Felsbrockenfundament. Das Denkmal wurde am 27. Mai | Denkmäler für den Schmied von Kochel stehen auf dem Dorfplatz von Kochel am See und in [[Schmied von Kochel Denkmal|München-Sendling]].<br /> | ||
Bei der Kocheler Skulptur handelt es sich um eine überlebensgroße Gusseisen-Statue auf einem Felsbrockenfundament. Das Denkmal wurde am 27. Mai 1900 eingeweiht. | |||
Gegenüber der Pfarrkirche [[St. Margaret]] in München-Sendling steht an der Isarhangkante am Ende der [[Lindwurmstraße]] eine Bronzestatue des Schmieds auf einem steinernen Unterbau mit Brunnen und Treppenaufgang zur Isarhochterrasse. Angeregt wurde die Errichtung der Statue 1904 vom Archivrat [[Ernst von Destouches]]. 1905 wurde der Grundstein gelegt. Die Gestaltung der Skulptur übernahm [[Carl Ebbinghaus]], die Architektur des gesamten Denkmals [[Carl Sattler]]. Die Einweihung erfolgte [[1911]]. | Gegenüber der Pfarrkirche [[St. Margaret]] in München-Sendling steht an der Isarhangkante am Ende der [[Lindwurmstraße]] eine Bronzestatue des Schmieds auf einem steinernen Unterbau mit Brunnen und Treppenaufgang zur Isarhochterrasse. Angeregt wurde die Errichtung der Statue 1904 vom Archivrat [[Ernst von Destouches]]. 1905 wurde der Grundstein gelegt. Die Gestaltung der Skulptur übernahm [[Carl Ebbinghaus]], die Architektur des gesamten Denkmals [[Carl Sattler]]. Die Einweihung erfolgte [[1911]]. | ||
=== Malerei === | === Malerei === | ||
Der Mainzer Maler [[Wilhelm Lindenschmit der Ältere]] malte den Schmied 1830 als dominierende Gestalt eines kämpfenden Kreises in die Mitte seines Freskos an der Sendlinger Kirche. | Der Mainzer Maler [[Wilhelm Lindenschmit der Ältere]] malte den Schmied 1830 als dominierende Gestalt eines kämpfenden Kreises in die Mitte seines Freskos an der Sendlinger Kirche. | ||
Ein populäres und häufig reproduziertes Gemälde des Schmiedes von Kochel schuf 1881 [[Franz von Defregger]]. | Ein populäres und häufig reproduziertes Gemälde des Schmiedes von Kochel schuf 1881 [[Franz von Defregger]]. | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* Liesel Brunner: ''Der Schmied von Kochel oder die Sendlinger Mordweihnacht.'' Historienspiel in 10 Bildern; nach historischer Überlieferung unter teilweiser Verwendung vorhandener Texte, 2003 | * Liesel Brunner: ''Der Schmied von Kochel oder die Sendlinger Mordweihnacht.'' Historienspiel in 10 Bildern; nach historischer Überlieferung unter teilweiser Verwendung vorhandener Texte, 2003 | ||
* Dorn, Hubert: ''Die Schlacht von Sendling 1705. Chronologie einer bayerischen Tragödie''. München: Buchendorfer (jetzt MünchenVerlag), 2005. | * Dorn, Hubert: ''Die Schlacht von Sendling 1705. Chronologie einer bayerischen Tragödie''. München: Buchendorfer (jetzt MünchenVerlag), 2005. |
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