Münchner Unruhen von 1397 bis 1403: Unterschied zwischen den Versionen

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Die territorialen Auseinandersetzungen der Herzöge Stephan und Ludwig (reg. 1413-1443) aus der Ingolstädter Linie bzw. Ernst und Wilhelm III. aus der Münchner Linie um das Teilherzogtum Oberbayern–München sowie innerstädtische Machtkämpfe mündeten schließlich in die Unruhen von 1397 bis 1403. Obwohl am 6. Januar 1395 ein gemeinsames Regieren der bayerischen Teilherzogtümer Ingolstadt und München vereinbart worden war, beanspruchte Herzog Stephan nach dem Tod seines Bruders Johann 1397 München für sich allein und die Neuveste als seinen Regierungssitz. Angesichts einer ruinierten Stadtkasse und häufiger Doppelbesteuerung begannen die Unruhen in München ebenfalls im Jahr 1397 mit einer erneuten Kritik der Gemeinde an der Rechnungsführung des Rates. Das Ziel war eine weitergehende Einbindung der Bürgerschaft in die Belange der Stadt.
Die territorialen Auseinandersetzungen der Herzöge Stephan und Ludwig (reg. 1413-1443) aus der Ingolstädter Linie bzw. Ernst und Wilhelm III. aus der Münchner Linie um das Teilherzogtum Oberbayern–München sowie innerstädtische Machtkämpfe mündeten schließlich in die Unruhen von 1397 bis 1403. Obwohl am 6. Januar 1395 ein gemeinsames Regieren der bayerischen Teilherzogtümer Ingolstadt und München vereinbart worden war, beanspruchte Herzog Stephan nach dem Tod seines Bruders Johann 1397 München für sich allein und die Neuveste als seinen Regierungssitz. Angesichts einer ruinierten Stadtkasse und häufiger Doppelbesteuerung begannen die Unruhen in München ebenfalls im Jahr 1397 mit einer erneuten Kritik der Gemeinde an der Rechnungsführung des Rates. Das Ziel war eine weitergehende Einbindung der Bürgerschaft in die Belange der Stadt.


Im weiteren Verlauf stellte sich die Ratspartei auf die Seite der Münchner Herzöge Ernst und Wilhelm III. und unterstützte deren Versuch, München zurückzugewinnen, während Vertreter der Gemeinde auf Seiten der Ingolstädter Herzöge Stephan III. und dessen Sohn Ludwig VII. standen. Die Zwistigkeiten führten schließlich zur gewaltsamen Übernahme des Stadtregiments durch einige Gruppen des Großen Rats sowie zur Vertreibung führender Ratsherrn und ihrer Familien, darunter des Chronisten Jörg Kazmair (gest. 1417), die nun die Herzöge Ernst und Wilhelm um Hilfe baten. Die Umsturzpartei in Verbindung mit den Herzögen Stephan und Ludwig bestimmte von nun an die Münchner Stadtpolitik. Eine Gegenverschwörung wurde 1400 aufgedeckt; drei Anführer wurden hingerichtet. Der Richterspruch des Stadtrichters über die drei Verschwörer, gefällt im Beisein von Rat und Handwerksvierern, wurde in das städtische Urkundenbuch von 1532 aufgenommen, womit wohl der Anspruch der Stadt bzw. all ihrer Vertreter auf hochgerichtliche Rechte untermauert werden sollte.
Im weiteren Verlauf stellte sich die Ratspartei auf die Seite der Münchner Herzöge Ernst und Wilhelm III. und unterstützte deren Versuch, München zurückzugewinnen, während Vertreter der Gemeinde auf Seiten der Ingolstädter Herzöge Stephan III. und dessen Sohn Ludwig VII. standen. Die Zwistigkeiten führten schließlich zur gewaltsamen Übernahme des Stadtregiments durch einige Gruppen des Großen Rats sowie zur Vertreibung führender Ratsherrn und ihrer Familien, darunter des Chronisten [[Jörg Kazmair]] (gest. 1417), die nun die Herzöge Ernst und Wilhelm um Hilfe baten. Die Umsturzpartei in Verbindung mit den Herzögen Stephan und Ludwig bestimmte von nun an die Münchner Stadtpolitik. Eine Gegenverschwörung wurde 1400 aufgedeckt; drei Anführer wurden hingerichtet. Der Richterspruch des Stadtrichters über die drei Verschwörer, gefällt im Beisein von Rat und Handwerksvierern, wurde in das städtische Urkundenbuch von 1532 aufgenommen, womit wohl der Anspruch der Stadt bzw. all ihrer Vertreter auf hochgerichtliche Rechte untermauert werden sollte.


In den folgenden Jahren kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Wittelsbachern unter Beteiligung eines Münchner Kontingents. Verschiedene Versuche vermittelnder Parteien zwischen den innerstädtischen Gegnern sowie den verfeindeten Wittelsbachern scheiterten, u. a. aufgrund der Weigerung der Herzöge Ernst und Wilhelm, alle Privilegien der Stadt zu bestätigen, darunter vor allem das Recht der Ein- und Ausbürgerung. Eine Bestätigung dieses Privilegs hätte allerdings auch für die aus der Stadt Verbannten einen vollständigen Vermögensverlust und eine lebenslange Verbannung bedeutet.
In den folgenden Jahren kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Wittelsbachern unter Beteiligung eines Münchner Kontingents. Verschiedene Versuche vermittelnder Parteien zwischen den innerstädtischen Gegnern sowie den verfeindeten Wittelsbachern scheiterten, u. a. aufgrund der Weigerung der Herzöge Ernst und Wilhelm, alle Privilegien der Stadt zu bestätigen, darunter vor allem das Recht der Ein- und Ausbürgerung. Eine Bestätigung dieses Privilegs hätte allerdings auch für die aus der Stadt Verbannten einen vollständigen Vermögensverlust und eine lebenslange Verbannung bedeutet.
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