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== Entstehung == | == Entstehung == | ||
Holy Tyson ist eine Clubbingidee, die erstmals in Havanna, Cuba 1998 gezündet wurde. Auf einer Hochzeit wurde Oliver Frank ( | Holy Tyson ist eine Clubbingidee, die erstmals in Havanna, Cuba 1998 gezündet wurde. Auf einer Hochzeit wurde Oliver Frank (während einer Reise durch Cuba ) spontan gebeten, seine Reisemusik (auf Audiokassetten...) in die Decks einzulegen. Die für Cubaner damals noch komplett neue Stilrichtung ''Jungle'' in Kombination mit dem ''Reggae'', ''Nueva Trova'' und ''Son'' wurde euphorisch gefeiert. Dadurch befeuert, gingen Oliver Frank (München) und Felix Romero (Havanna) daran, diesen Mix bei anderer Gelegenheit und in einer anderen Örtlichkeit zu wiederholen. Dabei kam dann noch ein Rapper hinzu, der in diesem geschützten Rahmen regierungs- und sozialkritische Texte droppte. Das Konzept Party mit anderen Ausdrucksformen zu verbinden und damit Sozialkritik eine Stimme zu geben, nahm seinen Lauf. | ||
== Rahmen == | == Rahmen == | ||
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Später wurde auch die ''no-picture-policy'' (wie u.a. Berghain/Berlin oder Blitzclub/München) implementiert: Nicht fotografieren, nicht filmen. Nicht nur um die Freiheit der Gäste zu schützen, um zu tun, was sie tun wollen ohne von außerhalb ver-/beurteilt zu werden - wenn Bildmaterial in sozialen Medien veröffentlich werden würde. Die Gäste regeln Grenzüberschreitungen in Bezug auf die 3rd Rule in Eigenverantwortung. „Holy Tyson is social, but not on media.“ | Später wurde auch die ''no-picture-policy'' (wie u.a. Berghain/Berlin oder Blitzclub/München) implementiert: Nicht fotografieren, nicht filmen. Nicht nur um die Freiheit der Gäste zu schützen, um zu tun, was sie tun wollen ohne von außerhalb ver-/beurteilt zu werden - wenn Bildmaterial in sozialen Medien veröffentlich werden würde. Die Gäste regeln Grenzüberschreitungen in Bezug auf die 3rd Rule in Eigenverantwortung. „Holy Tyson is social, but not on media.“ | ||
Außerdem entkoppelt das Fotografieren/Filmen vom eigentlichen Geschehen; verhindert die Verbindlichkeit im Hier und Jetzt zu sein. | Außerdem entkoppelt das Fotografieren/Filmen vom eigentlichen Geschehen; verhindert die Verbindlichkeit im Hier und Jetzt zu sein. | ||
Darüberhinaus wurde auch eine Toleranzleitlinie aufgestellt. Oliver Frank war bei seinem ersten Aufenthalt in Cuba erstaunt und entsetzt, daß dort Rassismus genauso existent ist, wie in anderen Ecken dieser Welt. Auch die ständige Präsenz von Menschen mit unterschiedlichsten Hautfarben und Migrationshintergründen (Galizien, China, Afrika, Nordamerika... ) und der sozialistischen Doktrin der Partei (alle Bürger sind gleich, alle haben die gleichen Möglichkeiten sich zu bilden) schützte nicht vor Ausgrenzungsgedanken. | Darüberhinaus wurde auch eine Toleranzleitlinie aufgestellt. Oliver Frank war bei seinem ersten Aufenthalt in Cuba erstaunt und entsetzt, daß dort Rassismus genauso existent ist, wie in anderen Ecken dieser Welt. Auch die ständige Präsenz von Menschen mit unterschiedlichsten Hautfarben und Migrationshintergründen (Galizien, China, Afrika, Nordamerika... ) und der sozialistischen Doktrin der Partei (alle Bürger sind gleich, alle haben die gleichen Möglichkeiten sich zu bilden) schützte nicht vor Ausgrenzungsgedanken. | ||
Die wichtigsten politischen Posten waren zu dieser Zeit (Administration ''Fidel Castro'') mehrheitlich von weißen Parteikadern besetzt. Lt. verschiedenen Aussagen, waren die meisten Insassen in cubanischen Gefängnissen ''POC'' (People of Colour). POC wurden auch vermehrt von der Staatssicherheit kontrolliert. Umgekehrt war die Atmosphäre gegenüber Oliver Frank als einzigen Weißen bei einer Hochzeitsfeier (die als Initialzündung für die Holy Tyson-Idee gilt) sehr feindselig, bis die Musik (aus zwei Kulturen) diese Situation auflösen konnte. | Die wichtigsten politischen Posten waren zu dieser Zeit (Administration ''Fidel Castro'') mehrheitlich von weißen Parteikadern besetzt. Lt. verschiedenen Aussagen, waren hingegen die meisten Insassen in cubanischen Gefängnissen ''POC'' (People of Colour). POC wurden auch vermehrt von der Staatssicherheit kontrolliert. Umgekehrt war die Atmosphäre gegenüber Oliver Frank als einzigen Weißen bei einer Hochzeitsfeier (die als Initialzündung für die Holy Tyson-Idee gilt) sehr feindselig, bis die Musik (aus zwei Kulturen) diese Situation auflösen konnte. | ||
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== Verbreitung == | == Verbreitung == | ||
Zurück in München forcierte Oliver Frank (aka ''PrometheusMaschinenWerft'', und mit Stefan Dürst <ref>https://www.kostuikgallery.com/stefan-duerst/</ref> Teil des Perfomance-Duos ''Augenblick'') den Austausch und die Zusammenarbeit mit den Performern und Partyanarchos von "''GMAM''" (Gewesene Mechanismen androider Mutationen; u.a. mit Emanuel Günther <ref>https://www.sub-bavaria.de/wiki/Mooner</ref> aka ''Mooner, Erkrankung durch Musique'', ''Hart of Noise'') und "''Instant Project''" (u.a. mit Florian Senfter aka ''Zombie Nation''<ref>https://zombienation.com/haul-to-play-the-early-days/</ref> und Michael Borrmann aka ''Steril''). Aber auch Felix Romero konnte nach einer Flucht als "''Balsero''" nach Miami dort als Party- und Eventveranstalter Fuß fassen und neben kommerziellen Projekten auch der Underground-Idee von Holy Tyson verbunden bleiben. Durch die internationale Zusammensetzung der Party/Perfomingcrews und damit verbundenen Reisen und Austausch wurde bei Aktionen in anderen Städten und Ländern der Brand ''Holy Tyson'' etabliert. So kam es zu Veranstaltungen in den verschiedensten Settings in Berlin, Haifa, Tirana, Barcelona, Madrid, Miami | Zurück in München forcierte Oliver Frank (aka ''PrometheusMaschinenWerft'', und mit Stefan Dürst <ref>https://www.kostuikgallery.com/stefan-duerst/</ref> Teil des Perfomance-Duos ''Augenblick'') den Austausch und die Zusammenarbeit mit den Performern und Partyanarchos von "''GMAM''" (Gewesene Mechanismen androider Mutationen; u.a. mit Emanuel Günther <ref>https://www.sub-bavaria.de/wiki/Mooner</ref> aka ''Mooner, Erkrankung durch Musique'', ''Hart of Noise'') und "''Instant Project''" (u.a. mit Florian Senfter aka ''Zombie Nation''<ref>https://zombienation.com/haul-to-play-the-early-days/</ref> und Michael Borrmann aka ''Steril''). Aber auch Felix Romero konnte nach einer Flucht als "''Balsero''" nach Miami dort als Party- und Eventveranstalter Fuß fassen und neben kommerziellen Projekten auch der Underground-Idee von Holy Tyson verbunden bleiben. Durch die internationale Zusammensetzung der Party/Perfomingcrews und damit verbundenen Reisen und Austausch wurde bei Aktionen in anderen Städten und Ländern der Brand ''Holy Tyson'' etabliert. So kam es zu Veranstaltungen in den verschiedensten Settings in Berlin, Haifa, Tirana, Barcelona, Madrid, Miami und eine über Radioschaltung verbundene, parallel stattfindende Veranstaltung in den Grenzstädten Ciudad Juárez (Mexiko) und El Paso (USA). Einige Male wurden Veranstaltungen über Piratensender (wie ''Steal-th[e]Noise'', ''Radio Candela'', ''No Son[y]ar'') mittels Radiotechnik lokal "gestreamt". Somit wurde ein sehr exklusives Setting in einen inklusiveren Rahmen verwandelt. | ||
Aktuell gibt es in München seit 2022 wieder den Veranstaltungsort und das Konzept ''"The Holy Tyson"'' als stationäres Setting in München-Untermenzing. Zudem verfolgt Michael Borrmann aka ''Steril'' (and friends) mit seiner Veranstaltungsreihe "''Sendling Boogie Breaks''" <ref>https://www.facebook.com/sendlingboogiebreaks/?locale=de_DEan</ref> an wechselnden Spielstätten ([[Feierwerk]], [[Import-Export]]) schon seit vielen Jahren ein ähnliches Konzept von sehr familiären, non-profit Partys. Ein fast ähnliches Setting im Geiste Holy Tyson, fand man im "Club Le Bomb" [[https://www.sub-bavaria.de/wiki/Club_Le_Bomb]] in der Holzstraße/Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt. Für viele Betreiber und Gäste wurde es zum Wohnzimmer - jedoch fand die Bespielung nicht in privaten Räumlichkeiten statt. | Aktuell gibt es in München seit 2022 wieder den Veranstaltungsort und das Konzept ''"The Holy Tyson"'' als stationäres Setting in München-Untermenzing. Zudem verfolgt Michael Borrmann aka ''Steril'' (and friends) mit seiner Veranstaltungsreihe "''Sendling Boogie Breaks''" <ref>https://www.facebook.com/sendlingboogiebreaks/?locale=de_DEan</ref> an wechselnden Spielstätten ([[Feierwerk]], [[Import-Export]]) schon seit vielen Jahren ein ähnliches Konzept von sehr familiären, non-profit Partys. Ein fast ähnliches Setting im Geiste Holy Tyson, fand man im "Club Le Bomb" [[https://www.sub-bavaria.de/wiki/Club_Le_Bomb]] in der Holzstraße/Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt. Für viele Betreiber und Gäste wurde es zum Wohnzimmer - jedoch fand die Bespielung nicht in privaten Räumlichkeiten statt. | ||
== Trivia == | == Trivia == | ||
Vor Oliver Franks Reisen nach Cuba, geriet er schon | Vor Oliver Franks Reisen nach Cuba, geriet er schon mit zukünftigen "Namen" der deutschen Party-/Musikkultur in Kontakt: in der Grundschule an der Ostpreußenstraße / Englschalking https://ostpreussen.musin.de/ ging Monika Kruse http://dasfilter.com/kultur/der-klang-des-ultraschall-ueber-die-geburt-der-muenchener-techno-szene in seine Parallelklasse - im Luitpold Gymnasium München / Lehel [https://de.wikipedia.org/wiki/Luitpold-Gymnasium_M%C3%BCnchen]Thomas Reichhold aka Tom Novy https://www.tomnovy.com/. Vor allem Monika Kruses Werdegang entstand im absoluten Underground. Sie organisierte legendäre Trambahnpartys und legte als allererste DJ-Generation in München - Oberföhring bei Ultraworld (Vorläufer des Ultraschall) Electronica auf. Thomas Reichhold eröffnete schon kurz nach der Schullaufbahn einen eigenen Plattenstore - und startete eine auch international erfolgreiche, im Overground verankerte Karriere. In der Kulturstation / Oberföhring https://www.sub-bavaria.de/wiki/Kulturstation kam Oliver Frank neben den üblichen Hardcore / Punkkonzerten auch mit der Ultraworldpartyreihe in Kontakt. Aufgrund feuerpolizeilichen Bedenken (es ging um Installationen und Perfomances mit Feuer) kam jedoch eine Zusammenarbeit mit Peter Wacha aka DJ Upstart http://www.flashtimer.de/pdf/3Fragezeichen-Upstart.pdf damals nicht zustande. | ||
== Zutritt == | == Zutritt == | ||
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