Theatinerkirche

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Theatinerkirche von Südost gesehen

Die katholische Pfarrkirche St. Kajetan oder auch Theatinerkirche (ehem. Hof- und Klosterkirche der Theatiner-Mönche) wird von dem Bologneser Agostino Barelli ab 1663 nach Wünschen der Stifterin, der Kurfürstin Adelheid (H. Adelaide von Savoyen) im Stil der Kirche St. Andrea della Valle in Rom erbaut. Die Mutterkirche des Theatinerordens steht am Corso Vittorio Emanuele.

Der Bau wird 1674 durch Enrico Zuccalli fortgesetzt. 1688 ist die Kirche bis auf die Fassade fertig. Die Fassade wird erst 1765 - 1768 durch den älteren Cuvilliés und dessen Sohn vollendet.

Die kreuzförmige Kuppelbasilika mit Querschiff war der Beginn des Barocks in Süddeutschland und prägt mit ihrer hoch aufragenden Kuppel seitdem das Stadtbild mit.

In der Kirche ist die Gruft der Wittelsbacher zu finden. Neben der Stifterin Kurfürstin Henriette Adelaide von Savoyen samt Gemahl Kurfürst Ferdinand Maria fanden auch die Könige Max Josef I. und Max II. hier die letzte Ruhe. Kurfürst Max IV. Joseph hob 1801 nach finanziellen Schwierigkeiten der Theatiner das Kloster auf.

Die Kirche blieb dennoch Hofkirche, beherbergte aber bis Mitte des 19. Jahrhunderts die kurfürstlichen Regierung.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Theatinerkirche schwer beschädigt. Bis 1955 wurde die Kirche zum größten Teil wieder aufgebaut.

Kommentar zur Neuerrichtung nach 1945
An dieser Stelle muss all denjenigen ein unglaublich großes Dankeschön ausgesprochen werden, die dafür gesorgt haben, dass die Kajetankriche heute wieder in dieser Pracht aus den Trümmern auferstanden ist. Den Architekten, den Bildhauern, den Stuckateuren und all den anderen Meistern ihres Fachs, und auch den Bürgern der Stadt München, die mit ihren Spenden bis auf den heutigen Tag dafür sorgen, dass die Kirche auch weiterhin bestehen kann.
Blick in die Kuppel der Theatinerkirche, Aufn. von 2008

Zur Architektur und Geschichte

Die Kirche ist ein Beispiel für den Hochbarock nach 1662 entstanden.

Die Theatinerkirche am Odeonsplatz ist mit ihrer gelb gefassten Fassade (erbaut von F. Cuvilliés 1765-1768) und ihrem prunkvollen Innenraum eine der schönsten Kirchen Münchens und nach der Frauenkirche auch eine der bekanntesten. Da sie zur Residenz gehört, wurde sie nicht, wie normalerweise für Kirchen üblich, geostet (der Altar steht im Osten), sondern mit dem Portal zur Residenz hin ausgerichtet, der Altar weist also nach Westen.

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Beginnen wir in den Jahren 1570-1572: Jakob Sandtner hinterlässt uns glücklicherweise ein fast perfektes Modell der Münchner Altstadt. Auf diesem ist zu sehen, welche Gebäude zuvor auf dem Areal der Klosteranlagen und dem Grundstück der noch heute bestehenden Hofkirche St. Cajetan standen. Anhand dieses Modells und der Steuerbücher aus den Jahren um 1660 lässt sich ersehen, welche Wohnhäuser, Werkstätten und andere Anwesen dem Neubau haben weichen müssen. Begonnen wird im Jahre 1662, Kurfürstin Adelheid kauft einige Gebäude an der unteren Theatinerstraße, damals als Schwabinger Gasse bekannt. Sie erwirbt alle Anwesen von Haus Nummer 1 bis hinunter zu Nummer 9 und vier weitere Anwesen, an einem kleinen Gässchen gelegen, das sich zwischen die Ringmauer drückte. Diese Mauer zog sich von der Residenzwache am Schwabinger Tor bis hinauf zum Zeughaus. Jene Anwesen waren teils schon im Besitz des Adelsgeschlechts. Die Häuser und Grundstücke Nr.1-4 gehen erst im Jahre 1676 in ihren Besitz über. Das heute als Theatinerkirche bekannte Bauwerk steht auf Hausnummer Theatinerstraße 22, trägt allerdings die Anschrift Salvatorplatz 2.

Sie entstand als Ausdruck der Freude von Kurfürst Ferdinand Maria und Henriette Adelaide von Savoyen über die Geburt ihres Sohnes und Thronfolgers Erbprinz Max Emanuel am 11. Juli 1662 nach achtjähriger Unfruchtbarkeit. Die Eltern hatten gelobt, bei Erfüllung ihres sehnlichen Kinderwunsches eine Kirche und ein Kloster zu erbauen. Die neue Kirche sollte sogar die Frauenkirche übertrumpfen. Die Fürbitte um einen Thronfolger hatte Henriette Adelaide zuvor dem heiligen Kajetan, einem Mitbegründer des Theatinerordens, ebenfalls aus ihrer italienischen Heimat stammend, angetragen. Somit stand auch fest, dass dieser Orden das Kloster betreiben und der heilige Kajetan als Patron für die Stiftskirche dienen sollte.

Patronat, Kirchenheilige

Kajetan von Thiene (auch: Cajetan;W ital.: Gaetano di Tiene; lat.: Cajetanus Thienaeus; * Oktober 1480 in Vicenza; † 7. August 1547 in Neapel) war 1524 ein Mitbegründer des Ordens der Theatiner. Gemeinsam mit Bischof Giampietro Caraffa von Theate (namensgebend, heute der Ort Chieti;W wurde später als Paul IV. Papst). Ordo Clericorum Regularium, vulgo Theatinorum mit der Abkürzung: CR; deutsch Orden der Regularkleriker, Theatiner, OTheat). Die Bestätigung der Gründung erfolgte durch Papst Clemens VII. Die Besonderheit war also die Mitgliedschaft aus Priestern (noch vor den Jesuiten). Außerdem war es ein Armutsorden. Gedenktag ist sein Todestag: 7. August

Darüber hinaus ist die Kirche der Namenspatronin der Kurfürstin, der heiligen AdelheidW geweiht (Adelheid von Burgund (931–999), 1097 heilig gesprochen, der 16. Dezember ist ihr Namenstag).

Im Inneren der Kirche findet man beide Kirchenpatrone an mehreren Stellen, den heiligen Kajetan zum Beispiel am linken Hochaltar.

Die Aussenfassade

rechts: Die Fassade der Theatinerkirche, in der Bildmitte das abgerissene Gasthaus zum Bauerngirgl. Gezeichnet von dem Architekten Ferdinand Jodl, 1828

Am 31. August 1765 hatte Max III. Joseph den Entschluss gefasst der bereits im Jahre 1720 vollendeten Aussenfassade ihren entgültigen Schmuck zu verleihen. Hierzu wurde Cuvilliés abermals als genialer Schöpfer herangezogen, und dieser hatte bereits wenige Wochen darauf, zum 27. September 1765 alle Entwürfe bereitstehen. Es ist davon auszugehen, daß Cuvilliés bereits Jahre zuvor über eine mögliche Vollendung der Theatinerkirche informiert wurde. Anders lässt sich die erstaunlich schnelle und perfekte Vorgehensweise nicht erklären.

Begonnen wurde an der Fassade im Oktober des Jahres 1765. In zwei getrennnten Etagen bildet sich ein "Barockschema" aus, das im unteren (hohen) Geschoss fünf, im oberen drei Felder, durch Pilaster getrennt, das mittlere und die äußeren Felder des Erdgeschosses zurücktretend aufweist.

In den rückspringenden Ecken des Mittelfeldes stehen in beiden Geschossen Säulen. Im Giebelfeld, das ausgeschnittene Gebälk durchsetzend, ein großes Wappenschild, von Engeln gehalten. Darunter im Obergeschoss ein großes Fenster, im Erdgeschoss ein Mittelportal,

In den seitlich folgenden Feldern in beiden Geschosse, Nischen mit von Roman Anton Boos gefertigten Statuen, oben S. Ferdinand und S. Adelheid. Die Adelheid-Figur hat irgendwann im Laufe der Jahre ihr in der rechten Hand gehaltenes Szepter "verloren".

Unten stehen St. Maximilian (Maximilian von Celeia soll Bischof in Lorch in Oberösterreich gewesen sein. Er soll 284 sein Martyrium erlitten haben. Um sein angebliches Grab ist die Stadt Bischofshofen (Salzburg) entstanden.) und St. Cajetan (s. o.).

Die beiden Türme erheben sich, in drei quadratische Geschosse unterteilt; im obersten Teil befinden sich an jedem Turm 3 Zifferblätter, die somit in alle Himmelsrichtungen zeigen. Darauf steht ein achteckiger Aufsatz. Die Ecken des letzteren sind mit Voluten besetzt, die dem Barock entsprechend ausgeführt sind. All dies war bereits mitte Dezember 1768 zur Vollendung gelangt.

Die Inschrift an der Fassade, in mit Gold überzogenen Lettern, außen am Mittelportal, lautet:

Templum hoc a serenissimis olim progenitoribus ex voto a fundamentis erectum et ad extiman dumtaxat faciem perductum et ad extimam dumtaxat : faciem perductum plendidissimo propylaeo quod heic adspectandum se praebet maximilianus josephus bav dux S.R.I. exornavit ex asse : complevit. Anno Sal. MDCCLXVII
deutsch: "Diesen Tempel, von den Vorfahren einst infolge eines Gelübdes von Grund auf errichtet und lediglich bis zur äußeren Fassade aufgeführt, hat Maximilian Joseph, Herzog von Bayern und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches, mit einem sehr prächtigen Vorbau, so wie er sich hier zeigt, mit gleicher Hingabe und Hoffnung geschmückt und im Jahre des Heils 1767 vollendet." (Quelle: Theatinerkirche)
Mittelteil der Fassade an der Theatinerkirche mit den beiden Figuren, Adelaide und Ferdinand. Und ein Unionswappen der Stifter

Im Mittelteil der Fassade befinden sich die beiden Stifterfiguren, Adelheid (rechts) und Ferdinand (links vom Eingang), und in der Mitte darüber unter einem Kurhut ist das Unionswappen der Stifter (in der Draufsicht rechts das Bayerische mit dem Pfälzer Löwen in der Mitte der Reichsapfel und auf der Linken das von Adelheid mit dem Sachsenwappen in der Mitte.) seitenverkehrt angebracht. Es wird von drei Engeln gehalten und unter dem Löwenkopf unter den Wappen sind zwei Ordensketten angebracht. Die obere mit dem Goldenen Vlies. Darunter der Hausorden.

Das Innere

  • Die Inschrift im Inneren über dem Mittelportal:
Divo Cajetano Thienaev clericor. regulariu fundatori ob datu ex voto electorale principe Maximilianum Emanuelem protectamq.
Ampliori prole Bavariam patrono charissimo Ferdinandus M. elector H. M. Adelais electrix aeternae monumentu Gratitudinis templu hoc posuere : an. sal. MDCLXXV.
Die Inschriftentafel im Kirchenbau
Ins deutsche übertragen lautet die Inschrift über dem Hauptportal: "Dem hl. Kajetan von Thiene, dem Gründer der regulierten Kleriker und heißgeliebten Fürsprecher, haben aufgrund eines Gelübdes Kurfürst Ferdinand Maria und Kurfürstin Henriette Maria Adelaide im Jahre des Heils 1675 diese Kirche als Denkmal ihrer immerwährenden Dankbarkeit errichtet, da ihnen mit Max Emanuel der Erbprinz geschenkt wurde." (Quelle: Theatinerkirche)

Am 11. Juli dieses Jahres erfolgte die Weihe der Kirche.

  • Der Text in der Urkunde über die Grundsteinlegung lautet:
Auspice D. O. M. im honorem S. Adelhaidis imperatricis et Divi Cajetani Thienaei, Ferdinandus Maria elector utr. Bavar. dux etc. et Henrietta : Maria Adelhaidis, princeps regalis Sabaudiae ejus uxor ex voto ecclisiam hanc cum adiuncta domo patribus cleritis regularibus fundavernunt et : primum lapidem posuerunt anno ab orbe redempto MDCLXIII. die XXIX. Aprilis.
deutsch, kurz: Adleheid und Ferdinand gründeten Kirche und anschließendes Kloster und setzten den ersten Stein. 29 April 1663

Der große, zerstörte Hauptaltar

Von den 13 vorhandenen Altären haben 10 einen ähnlich wirkenden und dekorierten Aufbau mit gewundenen Säulen, die zum Teil mit Kränzen eingefasst sind. Von großer dekorativer Wirkung war der gewaltige Hochaltar, welcher sich in einen vorderen und hinteren Teil aufteilte; zwischen diesen befand sich der Stifts- und zugleich Musikchor. Der vordere Teil des Altars bestand aus der freistehenden Mensa, mit Predella und Tabernakel, zu dessen Schmuck im Wechsel des Jahreszeiten und der Liturgie entsprechend prächtige Zierstücke dienten. Zu sehen waren silberne Leuchter und Kruzifixe und die aus Silber getriebenen Brustbilder der Heiligen Cajetan und Avellinus, wahrhaftig schöne Werke des Münchner Goldschmieds Joseph Grossauer (1722 – ?). Der Tabernakel selbst war ein Werk aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Der rückseitige Hochbau hatte vier Allianzwappen und die Patrone des Kurfürstlichen Bayerischen Hauses.

Seitenaltäre

...

Die Ausstattung

Die beiden Türme,
von Westen aus gesehen (Aufn. 2011)

Viele überlebensgroße Stuckfiguren zieren die Wände; in den Querschiffen stehen die wie lebensecht wirkend gearbeiteten Gestalten der heiligen Kirchenväter: Das sind Heiliger Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Gregor der Große. In dem Kuppelkreuz die allegorischen Figuren der Fides, Spes, Charitas, Justitia und einige andere; oft wiederholt sich das Wappen der fürstlichen Stifter und das des Theatinerordnes: Dieses zeigt ein Kreuz auf drei Hügeln.

Veränderungen - Verlust

  • Restaurierung 1789 unter der Leitung Franz Xaver Feichtmayer
  • Restaurierung der Kirche im Jahre 1856
  • Kriegsschäden 1941-1945.
  • Der Neubeginn 1946: Am 20. August 1955 wird die Kirche feierlich der Stadtgemeinde in alter Pracht übergeben.
  • 2010 - und die Zunkunft: Nun wird doch erwogen den Originalzustand des großen Altars zu rekonstruieren. Es wird auf ein großes Spendenaufkommen gehofft. Weitere Informationen können direkt vor Ort in der Kirche, neben dem Zugang zur Sakristei eingesehen werden.

Brüder - Väter, Gemeinden und Allerseelenbruderschaft

Im Lauf der Jahrhunderte veränderten sich die hier aktiven Klostergemeinschaften.

  • Klostergemeinschaften (Theatiner, Aufhebung 1801 des Klosters, Dominikaner) und die
  • Allerseelenbruderschaft bei St. Kajetan
  • und die zugehörigen Münchner Gemeinden

Adresse

Theatinerkirche


Salvatorplatz 2
80333 München
☎ : 089 / 21 06 96-0
@ : info@theatinerkirche.de

U-Bahn: Odeonsplatz

Lage

>> Geographische Lage von Theatinerkirche im Kartenverzeichnis (auf tools.wmflabs.org)

Quellen und Literatur

  • Wening I, 33 - Magazin für das Nützliche und Schöne.
  • Das Theatiner Kloster, Kupferstich v. Michael Wening aus -Historico topographica descriptio Bavariae-, Rentamt München, 1701.
  • Franz Kohlbrenner, I. Stück. München, 1775. S.11 ff.: Beschreibung der Gemälde und anderer Kunstsachen bey den Herren P.P. Theatinern in München.
  • Lorenz von Westenrieder, Beschreibung der Haupt- und Residenzstadt München (im gegenwärtigen Zustande). Strobl, München 1783.
  • Rittershausen, 114. - Merkwürdigkeiten der kuf. Hofkirche der P.P. Theatiner in München.
  • Joseph Burgholzer, Stadtgeschichte von München, als Wegweiser für Fremde und Reisende. Lindauer, München, 1796, S. 1881.
  • Sighart, Gesch. d. bild. Künste i. K. B. S. 718.
  • Reber, Bautechnischer Führer durch München. Festschrift zur Zweiten General-Versammlung des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieur- Vereine. Ackermann, München 1876. (49,108 f.)
  • Mayer-Westermayer II, 206 ff.
  • Otto Aufleger, Münchener Architektur des XVIII, Jahrh. mit geschichtlicher Einleitung von Karl Trautmann, 1892. (3 Ansichten, Texte).
  • Karl Trautmann, Die k. Hofkirche zu Fürstenfeld, 1894, S.3.
  • Karl Trautmann, Franz Cuvilliés der Aeltere und sein Schaffen in Altbayern, Monatsschrift d. Hist. Ver. v. Oberb. 1895, S 130 ff.
  • Brannenkämper, 50 Jahre Bauunternehmung Brannenkämper; Sanierung und Restaurierung der Theatiner Hof Kirche. Keine Jahresangabe.
  • Koegel. Geschichte der St.Kajetans-Hofkirche..., 1899.

Weblinks

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