Schlachthof München

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Der Schlacht- und Viehhof in München nach seiner Vollendung im Jahr 1880.
Portal des Viehmarkt-Bank Gebäude aus dem Jahr 1913–1914. In diesem Gebäude hatte die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank eine große Niederlassung betrieben.
Die Überreste des einstigen Viehhofareals, entlang der Tumblingerstraße

Der Schlachthof München ist eine Anlage zur Schlachtung und zum Großhandel für Fleisch- und Feinkostprodukte im Münchner Stadtbezirk 2 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt. Im Schlachthof München wird neben der (immer geringer werdenden) Schlachtung vor allem Großhandel mit Fleisch, Geflügel, Fisch und Feinkost betrieben. Um hier einzukaufen, braucht man allerdings einen kostenpflichtigen Kundenausweis, den man nur mit Gewerbeschein bekommt.

Geschichte

In München gab es bis zum Jahre 1878 zwei öffentliche Schlachthäuser am Färbergraben und am Viktualienmarkt. Beide wurden von den „Bankmetzgern“ benutzt, die ihre Verkaufsstände am Viktualienmarkt hatten. Die übrigen Metzger und Gastwirte schlachteten zu Hause, teilweise in Hinterhöfen über die ganze Stadt verstreut.

Ein Markt für Kälber konnte noch bis ins Jahr 1870 an der ehemaligen Stadtmauer entlang der Herrnstraße abgehalten werden. Der Auf- und Abtrieb der Tiere erfolgte durch die Straßen der Stadt, die dadurch stark verunreinigt wurden. Der Verkehr wurde behindert, die Passanten waren angeblich gefährdet. Probleme des Umweltschutzes – so würde man heute sagen – traten angeblich auf. Hinzu kamen Forderungen, die sich aus den neuen Erkenntnissen der Hygiene ergaben. Kranke Tiere, Schlachtabfälle und Abwässer bildeten eine ständige Gefahrenquelle für die Bevölkerung der anliegenden Stadtteile.

Das verheerende Auftreten der Cholera im Jahre 1866, die in München viele Todesopfer forderte, sowie die Forderungen des Hygienikers Max von Pettenkofer führten im Jahre 1871 zur Änderung des Polizeistrafgesetzbuches als Voraussetzung für die Schaffung zentraler kommunaler Schlachthöfe.

Gedenktafel (Anmrkg: August Alckens hat diese Tafel nicht in seiner Liste geführt)

Nach eingehender Prüfung der Standortvoraussetzungen (Bahnanschluss, Erweiterungsmöglichkeit, wasserrechtliche Randbedingungen) und unter Einbeziehung der neuesten Erkenntnisse der Hygiene wurde dann in den Jahren 1876 – 1878 nach den Plänen des Stadtbaurates Arnold Zenetti und unter der Leitung des damaligen Bauamtsmann Eggers der Schlacht- und Viehhof München errichtet. Die Bauarbeiten begannen am 10. März 1876 und konnten mit der feierlichen Eröffnung am 31. August 1878 abgeschlossen werden. 14 Tage nach der Eröffnungsfeier war der komplette Betrieb angelaufen.

Wo kommen die Schnitzel eigentlich her? Foto: Karl Schillinger, 1988

Die ersten Kriegsjahre des zweiten Weltkrieges überstand der Schlacht- und Viehhof München ziemlich unbeschadet. Dramatisch veränderte sich die Situation vom Jahre 1943 an. Die Luftangriffe wurden häufiger und heftiger, ca. 65 % der bebauten Fläche des Schlacht- und Viehhofs wurden zerstört.

Viehhof. Per Handschlag wurden Verkäufe vereinbart. Foto; Schillinger 1970.

Nachdem sich der Stadtrat 1964 für eine Erneuerung des Schlachthofes an der alten Stelle und damit gegen eine Verlagerung an den Stadtrand aussprach, wurden in den 1970er Jahren unter anderem eine Rinderschlachthalle und Kuttelei, je ein Rinder- und Schweinekühlhaus und ein Fleischmarktgebäude neu errichtet.

Interessant ist es vielleicht auch, daß 1986 in der Berufsschule für Metzger und Fleischverkäuferinnen, Leitung OSTD Bitterwolf, von der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Fischer, alle Fleischteile von Rind, Schwein und Schaf für die Richtlinien der EU einheitlich benannt wurden. Die Fotografien dazu wurden von Karl Schillinger angefertigt.

Das ehemalige Fleischbank-Gebäude, Hofseite
Ehemaliges Schweineschlachtgebäude

Mit Sanierung der Schweineschlachtung (1987/89), der Großviehschlachtung (1990/92) und des Fleischmarktes (1995/96) waren drei Kernbereiche auf den aktuellen Stand der Technik und Hygiene gebracht. Flankiert werden sie von einer Vielzahl von brancheneinschlägigen Handels- und Handwerksbetrieben mit einer multikulturellen Angebotspalette.

Im Zuge der Auflösung der Direktion des „städtischen Tierarztes“ im Jahr 1996 blieben der Betrieb Schlacht- und Viehhof, Abteilung Amtlicher Tierarzt, die Aufgaben der Tierkörperbeseitigung und Speiseabfallentsorgung sowie die Kreisverwaltungs- und Kreisaufgaben bezüglich des Tierschutz- und Tierseuchengesetzes in einer Organisationseinheit als „Städtischer Schlacht- und Viehhof“ zusammengefasst. Das Veterinäramt wurde eine eigene Dienststelle.

Nach Privatisierung der Rinderschlachtung am 1. April 2000 und der Privatisierung der Schweineschlachtung am 1. April 2004 wurde der städtische Schlacht- und Viehhof am 1. Januar 2005 in den 'Eigenbetrieb Schlachthof München' überführt, dessen Schwerpunkt nur noch auf dem branchenspezifischen Flächen- und Objektmanagement liegt. Am 1. Januar 2007 fusionierte der Schlachthof mit der Großmarkthalle München unter dem neuen Namen Markthallen München zu einem gemeinsamen Eigenbetrieb der Stadt.

Die Schlachtung von Schweinen soll zum 30. Juni 2023 eingestellt werden. Die Schweineschlachtung München GmbH als einer von zwei Schlachtbetrieben auf dem Areal zwischen Tumblinger-, Zenetti- und Thalkirchner Straße teilte der Stadt mit, zum Ende des Monats den Schlachtbetrieb einstellen zu wollen. Der Betrieb kämpfe angeblich schon seit Jahren mit wirtschaftlichen Problemen. Ein zweiter Bereich für die Zerlegung von Schweinen ist von der Schließung zunächst nicht betroffen. Er könnte wohl mit zugelieferter Ware weiterlaufen. Wo die Schweine künftig geschlachtet werden sollen, ist unklar[1].

Wirtshaus am Schlachthof, Zenettistraße 9
Impressionen hinter der Gaststätte

Sonstiges

Siehe auch

Quellen und Nachweise

Weblinks