Rudolf Degkwitz (senior)

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Der Arzt Rudolf Degkwitz (* 19. Januar 1889 in Ronneburg; † 21. Mai 1973 in Emmendingen) war ab 1925 Professor für Kinderheilkunde. Er war einer der führenden und international anerkannten Kinder- und Tuberkuloseärzte mit besonderen Verdiensten im Bereich der Immunologie, besonders der TBC-Forschung.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldete sich der 25-jährige Degkwitz als Freiwilliger und kam an der Westfront zum Einsatz. Er wurde in der Schlacht um Verdun schwer verwundet. Nach seiner Genesung setzte er sein Studium an der Universität München fort und schloss es 1916 mit dem medizinischen Staatsexamen ab. Er erhielt mehrere Kriegsauszeichnungen und wurde 1919 als Oberarzt der Reserve aus dem Heeresdienst entlassen. Ab 1919 war Degkwitz an der Universitätsklinik München in der Haunerschen dann als Kinderarzt tätig.

Während der Novemberrevolution nahm er eine gegenrevolutionäre Haltung (also konservative bis nationalistische) ein, verteilte in der München Garnison Flugblätter und wurde vom Arbeiter- und Soldatenrat einige Tage in Haft genommen. 1919 schloss er sich dem nationalistischen Freikorps Oberland unter dem Hauptmann Josef Römer an und nahm mit ihnen an der Bekämpfung der Münchner Räterepublik teil.

Über Rudolf Heß kam er Anfang der 1920er-Jahre in Kontakt mit der NSDAP, nahm an deren Diskussionsabenden in Münchener Bierstuben teil und lernte Hitler kennen. Degkwitz, bereits seit 1923 Mitglied der NSDAP, beteiligte sich am 9. November 1923 am Hitlerputsch.[1]

1944 wurde er wegen seiner Kritik am NS-Regime denunziert und vom Volksgerichtshof zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach dem Krieg setzte er sich wegen des Euthanasieprogramms vergeblich für die Entfernung von Ärzten aus dem Dienst und ihre Bestrafung in Westdeutschland ein, weshalb er 1948 in die USA auswanderte.

Nach einer Darstellung nahm Rudolf Degkwitz Abstand von seiner ursprünglichen Position, setzte sich für die Weimarer Republik und die parlamentarische Demokratie ein und vertrat schließlich „einen konsequent liberalen Standpunkt“.[2] Eine dazu gegensätzliche Darstellung verweist auf die Anfang der 1930er-Jahre erneuerten Kontakte zu Heß und Hitler sowie auf einen (erfolglosen) Antrag auf Wiederaufnahme in die NSDAP von 1933 und bescheinigt Degkwitz für diesen Zeitpunkt keine „demokratische Grundhaltung“; seine spätere Kritik beruhe auf seiner „persönlichen Neigung, immerfort zu opponieren“.[3]

Degkwitz wurde 1925 Professor der Kinderheilkunde an der Universität Greifswald und ab 1932 in Hamburg.

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  1. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 103f.
  2. Ursel Hochmuth, Gertrud Meyer: Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand. 1933–1945, S. 293.
  3. Hendrick van den Bussche (Hrsg.): Medizinische Wissenschaft im 'Dritten Reich' – Kontinuität, Anpassung und Opposition an der Hamburger Medizinischen Fakultät. Berlin und Hamburg, 1989, ISBN 3-496-00477-0, S. 400f.