Damenmode der 1930er Jahre

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Damenmode der 1930er Jahre, eine Sonderausstellung im Münchner Stadtmuseum mit dem Titel Gretchen mag's mondän (25. September 2015 bis 29. Mai 2016)

Die 1930er-Jahre waren auch von der Mode her betrachtet ein ambivalentes Jahrzehnt: noch etwas Weimarer Gründerzeit, Hitlers Machtantritt, der immer mehr auf den nächsten Krieg zielt. Aber auch in dieser NS-Zeit waren Frauen an Mode und Schminke (aus Paris, London oder New York) interessiert. Während die Nazis ein rückwärtsgewandtes Frauenbild jenseits der Wirklichkeit propagieren, laufen die Frauen der Partei-Elite im neusten Schick durch die Illustrierten und Wochenschauen.

Zwischen der Theorie des Dirndls oder des Heimchens am Herd aus der NS-Ideologie und der Praxis einer mehr und mehr uniformierten Gesellschaft, die vom Wohlstand träumte, bestand eine tiefe Kluft.

Der Sonderausstellung konnte auf den beeindruckenden Bestand des Stadtmuseums München zugreifen. Sie gibt An- und Einblicke in Abendroben, Brautkleider, Alltagsmode, Sportkleidung, Negligés, Pelz- Accessoires, Schuhe, Taschen, Hüte, Schals und damalige Modemagazine.

Die Damenmode der 1930er-Jahre ist einerseits durch eine kontrastreiche Vielfalt mit aufregenden Kreationen gekennzeichnet, andererseits aber auch durch die deutschtümelnde Ideologie des "Dritten Reiches".

Mondäner Glamour trifft auf der Kinoleinwand im kleinsten Ort auf biederes Brauchtum. Die neue Dirndlmode, Haute Couture und Tracht hängen bei der Frau mit etwas Geld einträchtig im Kleiderschrank. Die facettenreiche Mode bietet noch von erotischer Weiblichkeit über sportliche Freizeitgestaltung bis hin zur praktischen aber adretten Arbeitskleidung fast alles. (Es gibt auch Filmclips auf einer Kinoleinwand.)

Mit über 300 Abbildungen wird die Sonderausstellung des Stadtmuseums auch in einem Katalog dokumentiert. Er gibt einen hervorragenden Überblick über dieses Jahrzehnt, alles ergänzt mit Plakaten, Modejournalen und Fotografien.

Internat. Modefotografie
Stoffproben

Die Objekte

150 Damenkleider und Kostüme werden auf handgefertigten Büsten wie in einem Showroom präsentiert, zusammen mit zahlreiche Accessoires wie Pelzen, Schuhen, Taschen, Hüten, Schals, Tüchern, Handschuhen, wenig Schmuck und Schmink-Utensilien.

Der Rundgang führt den Besucher durch verschiedene Themenbereiche und zeigt die modische Vielfalt der Dreißigerjahre anhand von Tages- und Abendmode, Brautkleidern, Morgentoiletten, Negligés, Sportbekleidung und Trachtenimitationen. Einiges davon gab es bis in die 1950er.

Mode und Politik

Das Phänomen war die tiefe Kluft in der Mode zwischen Theorie und Praxis, denn die Parolen der Partei forderten eine Rückkehr zum Brauchtum, andererseits wurde im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs Weltoffenheit und Konsum gefördert. Dieser Gegensatz brachte die deutsche Modebranche sowie die Konsumentinnen in eine oftmals schizophrene Lage. In der Ausstellung wird das am Beispiel der 1931 gegründeten Deutschen Meisterschule für Mode München thematisiert. Modejournale schienen oft nichts mit der verordneten Häuslichkeit am Hut zu haben.

Für diese Ausstellung wurde der 1930er-Modebestand des Münchner Stadtmuseums gesichtet, erforscht und restauriert, so dass viele der Textilien nun das erste Mal gezeigt werden können.

Die Arisierungswelle in Produktion und Handel wird offen gezeigt, allerdings nicht das Schicksal der dadurch arbeitslos gewordenen jüdischen Münchnerinnen und -er. Auch der Übergang in die Kriegswirtschaft 1938/39 ist dargestellt.

Katalog, Literatur

Siehe auch