Fischbrunnen

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Der Fischbrunnen

Der Fischbrunnen befindet sich vor der Südostecke des Neuen Rathauses auf dem Marienplatz.

An dieser Stelle befand sich schon im frühen 14. Jahrhundert ein Grundwasser-Schöpf- und Ziehbrunnen, der in der Folgezeit vom "Bürgerbrunnen" abgelöst wurde. Der in einer Kammer-Rechnung 1318 erstmals erwähnte älteste Brunnen Münchens hat seit 1471 eine städtische Trinkwasserleitung und zwar von einer Brunnstube am Fuß des Gasteigs rechts der Isar durch Holzrohre, sogenannte Deicheln, über die Isarbrücke zum damals Schrannenplatz genannten Marienplatz. In den Jahren 1862 bis 1865 wurde dieser Brunnen von Konrad Knoll aufwändig neu gestaltet (siehe Abb.). Im Zweiten Weltkrieg wurde die Brunnenanlage zerstört. Dennoch gab es eine Verwendung der wenigen noch vorhandenen Reste. Damit auch jeder sehen könne, wie schön St. Peter wieder sein werde, diente ab dem Jahr 1950 der zerstörte Brunnen und das noch erhaltene und gut sichtbare Fundament vor dem neuen Rathaus als Sockel für ein Modell des Alten Peters. Dies hatte den Zweck, dass genügend Spenden zum Wiederaufbau der Kirche eingenommen werden sollten und damit die Kirche nicht dem Abbruch preisgegeben wird.

Im Jahr 1954 wurde der heutige Brunnen von Josef Henselmann unter Verwendung von drei erhaltenen bronzenen Metzger-Gesellenfiguren neu gestaltet. Am 18. Juli 1954 war die feierliche Enthüllung des "neuen" Brunnens. Die Figuren der Metzgerburschen verweisen auf den bis zum Beginn des 2. Weltkriegs durchgeführten "Metzgersprung". Die Metzgerlehrlinge stürzten sich, nachdem sie freigesprochen worden waren - also ihre Ausbildung beendet hatten - am Rosenmontag in den Brunnen, wurden kräftig untergetaucht und aus Kübeln noch zusätzlich mit Wasser übergossen.

Der Fischbrunnen 04/2010

Der den Brunnen krönende Kugelfisch stammt von Otto Kallenbach. Drei vom Vorläuferbrunnen erhaltene bronzene Musikantenfiguren finden sich heute im Karlstor, wo sie den Gedenkstein an den Anreger der Fußgängerzone, Herbert Jensen, zieren.

Am Aschermittwoch jeden Jahres findet am Brunnen das "Geldbeutelwaschen" statt. Seit 1426 ist es üblich, dass das Stadtoberhaupt den leeren Stadtsäckel im Brunnen wäscht. Damit soll gesichert werden, dass er auch im folgenden Jahr wieder wohlgefüllt sei. Man hält vorsichtshalber bis heute an dieser Übung fest, obwohl der Erfolg offenbar ausbleibt.

Vergangenes

Der Fischbrunnen von Konrad Knoll, um 1880

Das Meisterwerk von dem Bildhauer Knoll wurde am 19. September 1866 vor den versammelten Münchner Bürgern enthüllt. Am 29. Juli 1884 wurde der Brunnen erstmals mit dem Wasser aus der neuen Wasserleitung betrieben. Im Amtsblatt zu Forschheim, von 1866, wird das neue Brunnenspiel vortrefflich beschrieben:
Der auf dem Marienplatz in München aufgestellte neue Fischbrunnen, von Bildhauer Knoll modelirt, in der k. Erzgießerei gegossen, wurde am 19. b. enthüllt. Auf der Spitze grüßt der Metzger-Altgeselle mit Becher und Krug herab (bekanntlich findet an dem Brunnen alljährlich der Metzgersprung statt), unter ihm, von Tannengrün überdacht, musicieren auf altertümlichen Instrumenten lustige Knaben; die Fundamentalgruppen bilden die zum Wassersprung bereiten Junggesellen, aus Kübeln und Schäffeln Wasser gießend, welches auch neben ihnen aus Löwenrachen spritzt. Das Ganze ist ein höchst erfreuliches Werk und Zeugniß sinniger Phantasie wie trefflicher Technik.(Text S.463, abgedruckt im Amtsblatt, Forschheim, Streit-Verlag 1866)
Die Motive des Meisterwerks von Knoll waren dem althergeholten Metzgersprung entliehen. Zwischen wasserspeienden Fischen und Löwenköpfen waren vier Metzgerlehrlinge postiert, welche nach dem Brauch üblich, Wasser aus ihren Eimern schütteten, darüber standen vier mit Musikinstrumenten ausgestattet Knaben. Über diesen Burschen waren Tannenbäumchen angebracht, zwischen ihnen hatte Knoll kleine Schilder befestigt, in Form des bayerischen "Wecken", dem "Münchner Kindl", mit Inschriften über die Errichtung des Brunnens durch die Stadt München, über die Erfindung und Ausführung durch den Bildhauer Knoll (Erfunden und Ausgeführt von Conrad Knoll 1865). Ganz oben auf dem Fundament der achteckigen Säule brachte der Altgeselle mit erhobenem Becher den Toast auf das Königshaus aus. Im Bereich, an denen die Muscheln ihren Platz hatten, kauerten Figuren, die Pest und die Cholera darstellten; sie sollten an die Sage erinnern, welche die Entstehung des Metzgersprungs mit dem Auftreten der Seuche in Verbindung brachte. Das achteckige Brunnenbecken und das große Podest in mitten der Anlage waren aus grauem Granit aus Vorkommen im Bayerischen Wald gefertigt.

Besonderheiten

  • Der Brunnen und das Areal im Umkreis von etwa 8 Meter sind seit dem 4. Oktober 2011 mit einer Blechbaracke eingehaust
    Anblick im Oktober 2011
Bis zum 11. November 2011 wird das Brunnenbecken neu beschichtet und die Bronzefiguren werden einer Reinigung unterzogen, um sie dann mit einem speziellen Überzug vor dem weiteren Zerfall schützen zu können.
  • Brunnen mit einem Jahresverbrauch (2005) von 42.352 Kubikmeter Trinkwasser
  • Ganzjähriger "Dauerläufer" und wird in der Winterpause nicht abgedeckt.
  • Vom Rathausturm aus leuchtet der Fischbrunnen herauf wie ein oktogonal geschliffener Aquamarin.
Marienplatz v Turm.jpg.jpg
  • Beliebter Treffpunkt

Quellen und Literatur

  • Liste der Münchner Städtischen Frischwasserbrunnen, Stand Sept. 2011, Nr. 63
  • Liste der Münchner Städtischen Brunnen, Stand Mai 2011, Nr. 79
  • Otto Josef Bistritzki, Brunnen in München, Callwey, E.A. 1974, Nr. 51, S. 80 - 81
  • Fototafel des Brunnens, G. Stuffler.
  • Friedrich Morin: Neuester Wegweiser durch München und seine Umgebungen, Kaiser, München, 1870.
  • Amtsblatt, Forschheim, Streit-Verlag 1866, (Bericht auf S.463)

Lage

Steht auf dem Marienplatz